Dar el-Harim, die privaten Räume
Am äußersten Ende des Hofes ragt der Harem auf, der Dar el-Harim, mit einer großen und reich verzierten Fassade, mit dem oberen Harem, dem Empfangssalon, dem unteren Harem sowie den Küchen und Bädern. Der monumentale Bogengang öffnet sich nach links auf den Empfangsflügel, zu dem ein Warteraum und eine Halle gehören, die beide zu den bei weitem verzierungsreichsten Räumen im Palast zählen. Der Warteraum hat eine einzelne Säule, die das Gewölbe des Raumes trägt, weshalb er auch „Saal der Säule“ genannt wird. Der Empfangsraum selbst, der „salamlik“, besteht aus einem oberen und einem unteren Bereich, von denen der eine mit einem feinen Mosaikboden versehen ist, während die Wände mit Marmor-Mosaiken, Statuen und Inschriften geschmückt sind. Eine der Inschriften: „Die Ehre, die ein Gouverneur Gott schuldet, besteht darin, Gerechtigkeit zu üben. Denn eine Stunde Gerechtigkeit ist mehr als tausend Monate Gebet.“
Emir Beschir saß auf dem erhöhten Boden an der Stirnseite des Raumes und rauchte seine lange Wasserpfeife, die Narghileh, wenn er mit Würde und absoluter Macht Recht sprach. Hier hielt der Emir Hof und führte seine Staatsgeschäfte.
Rechts von der Eingangstür befindet sich der Obere Harem mit dem so genannten „Lamartine-Zimmer“ und einem anderen wichtigen Raum, genannt „Makkamat“, Gerichtssaal.
Der Korridor führt zum Unteren Harem, in dem die privaten Gemächer des Emirs und seiner Familie um einen auf vier Seiten geschlossenen, aber nach oben offenen Hof gruppiert sind. Zwei Liwane (nach innen auf den Hof offene Räume) an diesem Hof erlaubten seiner Familie, frische Luft zu genießen.
An der Verbindung zwischen dem Unteren und dem Oberen Harem lagen die Küchen, in denen täglich für mehr als 500 Menschen die Mahlzeiten bereitet wurden. Das Essen wurde von hier zum Empfangssaal und zu den Wohnräumen gebracht, wo es vor den Diwanen der Würdenträger und ihrer Besucher auf Tabletts gestellt wurde.
Von den Balkonen des Dar el-Harim, das über ein terrassenreiches Tal schaut, bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf die Umgebung des Palastes.
Hammam, das Bad
Am nördlichen Rand des Dar el-Harim-Bereiches befindet sich das Bad, eines der schönsten in der arabischen Welt. In seiner Anlage folgt es dem traditionellen römischen Vorbild. Das Frigidarium, der kalte Raum, diente zum Aus- und Ankleiden, zum Ausruhen vor und nach dem Bad, hier diskutierte man Politik und Literatur oder die neuesten Gerüchte.
An diesen Raum schloss sich das Tepidarium an, der lauwarme Raum, der als Übergang zwischen dem kalten und dem warmen Bereich gedacht war und in dem man auch seine Massage erhielt.
Der dritte Raum war das Caldarium, der warme Raum, unter dessen von Lehmziegelpfeilern und Gewölben getragenem Fußboden heiße Luft strömte.
Wenige Meter nördlich vom Bad liegt im Schatten von Zypressen das gewölbte Grab der Sitt Schams, der ersten Frau des Emir Beschir. Als 1947 Präsident Beschara el-Chury die Asche des Emirs von Istanbul zurückholen ließ, wurde sie im Grab dessen Frau beigesetzt.
Die Ställe und die Mosaikausstellung
Dar el-Wousta und Dar el-Harim sind über – sehr schön restaurierten – Pferdeställen gebaut, die 600 Pferde und ihre Reiter sowie 500 Mann der Wache des Emirs aufnehmen konnten.
Heute hat hier eine ausgedehnte Sammlung von byzantinischen Mosaiken des 5./6. Jh. ihren Platz gefunden. Die größten Stücke dieser Sammlung stammen aus der Ruine einer byzantinischen Kirche des Küstenortes Jiyeh, südlich von Beirut. Aber auch Mosaiken von anderen Fundorten sind in den Ställen und Gärten ausgestellt.
Nahe dem Mosaikmuseum ist die „Khalwa“, ein Ort, an den sich Drusen zur religiösen Meditation zurückziehen können. Dieser große Raum, den es schon lange vor Emir Beschir gab, ist restauriert worden und kann besichtigt werden.
Emir Amin Palast
Für jeden seiner drei Söhne, Qassim, Khalil und Amin, ließ der Emir einen Palast bauen. Emir Qassims Palast, heute eine Ruine, wurde auf einem Bergvorsprung gegenüber dem großen Palast gebaut. Emir Khalils Palast dient heute als Serail, Sitz der lokalen Verwaltung, während der seines Bruders Amin in gekonnter Weise restauriert und vom Tourismus-Ministerium in ein Luxushotel mit dem Namen Mir Amin Palace umgewandelt wurde. Die meisten der 24 Zimmer blicken auf eine eigene Terrasse und auf einen hängenden Garten.
Vom Hotel aus leicht zu Fuß erreichbar liegt die Sommerresidenz des Maronitischen Erzbischofs von Saida (Sidon), einst Emir Beschirs Landhaus. Von dessen ursprünglichen Bauelementen sind einige noch heute vorhanden, so z.B. ein schöner steinerner Eingang, erreichbar über eine hohe, weithin sichtbare Wendeltreppe und versehen mit einem pagodenähnlichen Dach.