Zedernrevolution

Zedernrevolution (frz. Révolution du Cèdre) ist der am meisten verwendete Name für die Kette von Demonstrationen der bürgerlichen Gruppen im Libanon (hauptsächlich in Beirut), ausgelöst durch die Ermordung des ehemaligen libanesischen Premierministers Rafiq al-Hariri am 14. Februar 2005.

Die Primärziele der ursprünglichen Aktivisten waren der Rückzug der syrischen Truppen aus dem Libanon, die Einrichtung einer internationalen Kommission zur Untersuchung der Ermordung des Premierministers Hariri, der Rücktritt von Sicherheitsbeamten und die Organisation der freien parlamentarischen Wahlen. Die Demonstranten verlangten das Ende der syrischen Einflussnahme auf die libanesische Politik. Während der Periode der ersten Welle von Demonstrationen hatte Syrien eine Streitkraft von ungefähr 14.000 Soldaten und Geheimagenten im Libanon unterhalten. Nach den Demonstrationen zogen sich die syrischen Truppen vollständig am 27. April 2005 aus dem Libanon zurück. Die pro-syrische Regierung unter Omar Karami wurde aufgelöst, damit war das Hauptziel der Revolution erreicht.

Die Opposition hatte als ihr Symbol einen weißen und roten Schal sowie das blaue Band der Pro-Hariri-Bewegung gewählt. Populäre Mottos der Bewegung waren Horriyeh, Siyadeh, Istiqlal („Freiheit, Hoheit, Unabhängigkeit“) und Haqiqa, Horriyeh, Wahdeh wataniyeh („Wahrheit, Freiheit, nationale Einheit“).

Ursprung des Namens

Der Name „Zedernrevolution“ ist eine Bezeichnung, die durch die US Unterstaatssekretärin für globale Angelegenheiten Paula J. Dobriansky in einer Pressekonferenz geprägt und verwendet wurde, um einen Vergleich mit der Rosenrevolution in Georgien, der Orangen Revolution in der Ukraine und der „Purpurroten Revolution“ (wie sie von George W. Bush beschrieben wurde) im Irak zu ziehen. Sie wird auch als Intifada-Al-Istiqlal des Libanons oder als Zedernfrühling (Rabi' el Arz) bezeichnet, Bezug nehmend auf die Jahreszeit, die herrschte, als die Proteste zuerst ausbrachen und auch als Anspielung zu berühmten Freiheits- und Unabhängigkeitsbewegungen wie dem Prager Frühling. Daran schließen die Namen an, die durch die örtlichen Medien, wie die LBC und Future TV verwendet werden, um die Ereignisse zu benennen: Unabhängigkeit des Libanon (Istiqlal Lubnan) oder Libanon-Frühling (Rabi' Lubnan) oder einfach nur Unabhängigkeit 05. Manchmal wird auch Arabischer Frühling verwendet. Die Zeder bezieht sich auf das nationale Wahrzeichen, die Libanon-Zeder, den Baum, der auf der Flagge Libanons abgebildet ist.

Ziele

Das Hauptziel der Zedernrevolution war das Ende der syrischen militärischen Besetzung des Libanon, die seit 1975 angedauert hatte. Zusätzlich verlangten viele Libanesen die Rückkehr des ehemaligen Premierministers Michel Aoun, der seit 1989 im Exil war, und die Freigabe des inhaftierten Vorsitzenden der Forces Libanaises, Samir Geagea, als Ziel der Revolution.

Andere Ziele, deren Erfüllung manchmal angegeben wird, sind:

  • Vereinigung aller Libanesen in ihrem Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit
  • Beseitigung des pro-syrischen Regimes Karamis
  • Entlassung der sechs libanesischen Kommandanten der Sicherheitsdienstes einschließlich des Generalstaatsanwalts
  • Durchführung des kompletten Rückzugs der syrischen Truppen und ihrer Sicherheitsdienste aus dem Libanon
  • Aufdeckung der Mörder von Ministerpräsident Rafik Hariri
  • Durchführung freier und demokratischer Parlamentswahlen im Frühjahr 2005 unabhängig von syrischer Einflussnahme

Ermordung von Rafik Hariri

Am 14. Februar 2005 wurde der populäre ehemalige libanesische Ministerpräsident Rafiq al-Hariri durch einen Autobombenanschlag ermordet, wobei 21 Menschen getötet und fast 100 weitere verwundet wurden. Der ehemalige Minister der Wirtschaft und des Handels Bassel Fleihan starb später an den Verletzungen, die er bei der Explosion erlitt. Das Attentat löste Massendemonstrationen aus, die offensichtlich große Teile der normalerweise zersplitterten libanesischen Bevölkerung vereinigen. Es war das zweite solche Ereignis innerhalb von vier Monaten; der ehemalige Minister und Parlamentsmitglied Marwan Hamadéh hatten einen Autobombenanschlag am 1. Oktober 2004 überlebt.

Trotz des Mangels jeglicher grundlegender überzeugender Beweise, der irgendeine Partei oder Einzelpersonen beschuldigt, richtete sich die libanesische und internationale Empörung über den Mord hauptsächlich gegen die syrische Regierung. Die Gründe hierfür waren ihr umfangreicher Militär- und Geheimdiensteinfluss im Libanon sowie der allgemeine Riss zwischen Hariri und Damaskus kurz vor seinem letzten Rücktritt am 20. Oktober 2004. Am Tag nach dem Rücktritt Hariris wurde der ehemalige pro-syrische Ministerpräsident Omar Karami auf den Posten ernannt.

Der libanesischer Drusenführer Walid Dschumblat, ein neuer Anhänger der anti-syrischen Opposition, ermutigt durch den öffentlichen Zorn und die bürgerliche Aktivitäten, behauptete unmittelbar nach Hariris Ermordung, dass im August 2004 der syrische Präsident Baschar al- Assad Hariri bedrohte, indem er sagte „Lahoud bin ich... Wenn Sie und Chirac mich aus dem Libanon heraus wünschen, zerbreche ich den Libanon.“ Dschumblat wird zitiert, „als ich ihn jene Wörter sagen hörte, wusste ich, dass es sein Todesurteil war.“ Die Vereinigten Staaten, die EU und die UNO sind nicht so weit gegangen, Syrien offen zu beschuldigen, aber verlangten stattdessen den syrischen Rückzug aus dem Libanon und eine öffentliche und internationale Untersuchung der Ermordung. Die Bemerkungen Dschumblats sind nicht unumstritten; die BBC beschreibt ihn als „durch viele als die politische Wetterfahne des Landes angesehen“ - die ständig wechselnde Bündnistreue zu der jeweiligen tagesaktuellen Gewinnerseite, durch den Tumult des Bürgerkrieges von 1975 bis 1990 und der problematischen Nachkriegssituation. Er war nach dem Krieg ein Anhänger Syriens, wechselte aber die Seiten nach dem Tod des ehemaligen syrischen Präsident Hafiz al-Assad im Jahre 2000. Seine Aussage wird zitiert, aber nicht bestätigt, im FitzGerald-Bericht der UN. Der Report hält kurz davor an, Damaskus oder irgendeine andere Seite direkt zu beschuldigen, sagt aber, dass nur eine weitere vollständige internationale Untersuchung den Schuldigen benennen kann. Die libanesische Regierung stimmte dieser Untersuchung zwar zu, verlangte aber die volle Teilnahme seiner eigenen Organe und die Respektierung der libanesischen Souveränität. (siehe auch unten, Internationale Reaktion)

Am 21. Februar 2005 hielten Zehntausende von libanesischen Demonstranten eine Versammlung am Ort der Ermordung Hariris ab und verlangten ein Ende der syrischen Besetzung. Sie beschuldigten Syrien und den pro-syrischen Präsidenten Émile Lahoud, für den Mord verantwortlich zu sein. In den folgenden Wochen fand fast an jedem Montag eine Demonstration am Märtyrer-Platz (durch die Demonstranten auch Freiheitsplatz genannt) statt, zusätzlich zu der ständigen täglichen Versammlung dort.

Ähnliche Demonstrationen wurden durch libanesische Einwanderer auch in einigen Städten auf der ganzen Welt abgehalten, einschließlich Sydney (wo über 10.000 Menschen demonstrierten), San Francisco, Paris, Düsseldorf, Montreal und London. Es wird angenommen, dass der Bruch Syriens mit Hariri durch dessen Opposition zur umstrittenen syrisch-unterstützten Verfassungsänderung entstanden ist, die die Amtszeit Lahouds als Präsident verlängerte.