Ursache
Bereits in den 1950er Jahren hatte es starke Spannungen zwischen arabischen Nationalisten und prowestlichen Christen gegeben, was unter der Chamoun-Regierung zu einer Staatskrise mit anschließender US-Intervention führte. Der Ausbruch offener schwerer Kämpfe wurde jedoch erst durch die Ankunft der im Schwarzen September 1970 aus Jordanien vertriebenen bewaffneten Kräfte der PLO ausgelöst. Diese errichteten mit Billigung muslimischer libanesischer Gruppen einen bewaffneten Staat im Staate und ergriffen sogleich Partei für die arabischen Nationalisten. Mit dem Ausbruch offener Gefechte zwischen der maronitischen Phalange-Miliz und der palästinensischen PLO begann der Bürgerkrieg im April 1975. Vorausgegangen war eine Reihe wechselseitig verübter Anschläge und kleinerer Massaker zwischen diesen Gruppierungen.
Verlauf
Am Anfang wurde vor allem zwischen der Nationalen Bewegung aus muslimischen, palästinensischen und linken Kräften und der Libanesischen Front aus christlichen, vor allem maronitischen Gruppen, gekämpft. Dazu kamen auch noch syrische Interventionen, die unter anderem 1976 mit 20.000 Mann zu Gunsten der maronitischen Gruppierungen eingriffen. Innerhalb der Libanesischen Front gewannen die rechtsgerichteten Phalangisten der Maroniten unter Pierre Gemayel den dominierenden Einfluss. Seit 1979 kam es auch noch zu Kämpfen zwischen den sunnitischen (Murabitun-Miliz) und schiitischen Milizen sowie zwischen libanesischen und palästinensischen sowie prosyrischen (Amal-Miliz) und proiranischen (Hisbollah) Gruppierungen.
Als direkte Reaktion auf den Küstenstraßen-Anschlag und um die Stützpunkte der PLO im südlichen Libanon zu zerschlagen, drang Israel 1978 und ein weiteres Mal im Juni 1982 in den Libanon ein. Israels Operation Litani gegen die von den Palästinensern gewählte Strategie des "Guerillakriegs und der bewaffneten Diplomatie", dienten anfänglich der Sicherung der Nordgrenze vor bewaffneten Attentaten und Übergriffen. Im Libanonkrieg 1982 änderte sich die Doktrin. Nicht mehr die Sicherung der Grenze, sondern die Zerschlagung der bewaffneten palästinensischen Strukturen war nun Ziel. Dazu wurde auch umfangreiche Hilfe für die christlichen Milizen sowie für die israelfreundliche Südlibanesische Armee (SLA) in Form von Ausbildungs-, Rüstungs- sowie Finanzhilfen bereitgestellt. Die israelische Armee lieferte sich 1982 heftige Kämpfe mit syrischen Truppen, belagerte danach West-Beirut und zwang die PLO zum Rückzug aus dem Libanon. Der Rückzug der PLO wurde unter Kontrolle einer multinationalen Militärtruppe (Multinational Force, MNF) durchgeführt und im August 1982 abgeschlossen.
Gleichzeitig wurde der Maronit und Führer der Phalangisten, Bachir Gemayel (der Sohn von Pierre Gemayel), zum Präsidenten gewählt, aber schon nach zwei Wochen, am 14. September 1982, ermordet. Daraufhin kam es zu Massakern in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila. Die Schätzungen über die Zahl der Opfer sind sehr umstritten und reichen von 460 bis 2.500. Das israelische Militär hatte die Phalangisten - unter der Vorgabe, dort nach Waffenlagern zu suchen - in die Lager geschickt. Als fehlgeschlagener Vermittlungsversuch erwies sich das Abkommen vom 17. Mai 1983 zwischen der USA, Israel und Libanon. Im Mai 1985 wurden Sabra, Schatila und Buri el-Baraineh erneut Schauplatz schwerer Kämpfe (erster „Lagerkrieg“), diesmal zwischen der palästinensischen PLO und der schiitischen Amal-Miliz. Anstelle des ermordeten Bashir wurde dessen Bruder Amin Gemayel Präsident (1982 – 1988). Die Friedensgespräche in seiner Regierungszeit zwischen den Bürgerkriegsparteien blieben ebenfalls erfolglos. Die Phalangisten verloren unter Amin Gemayel innerhalb der Libanesischen Front an Einfluss, als es zur Spaltung der christlichen Rechten kam.
1982 wurde die Multinational Force erneut in Beirut stationiert; es beteiligten sich die USA, Frankreich, Italien und Großbritannien. Die Militärmission erlitt jedoch einen verheerenden Rückschlag, als am 23. Oktober 1983 bei zwei gleichzeitigen Bombenanschlägen auf die Unterkünfte der US- Marines sowie der französischen Fallschirmjäger 241 US- Soldaten und 58 Franzosen getötet wurden. Im April 1983 und erneut im September 1984 kam es zudem zu Bombenanschlägen auf die US-Botschaft in Beirut. Die MNF wurde daraufhin Anfang 1984 abgezogen. Für die Anschläge wird häufig die Hisbollah verantwortlich gemacht, sie dementiert jedoch, darin verwickelt zu sein. Die mit US-Hilfe wiederaufgebauten libanesischen Streitkräfte zerfielen nun wieder in konfessionell orientierte Milizen. Israel zog seine Truppen bis Juni 1985 auf einen Teil des südlichen Libanon zurück, den diese bis zum Sommer 2000 unter der Bezeichnung „Sicherheitszone“ gemeinsam mit der SLA besetzt hielten.
Ausgang
Als sich das libanesische Parlament 1988 nicht auf einen Nachfolger für Amin Gemayel einigen konnte, ernannte er den Militärstabschef General Michel Aoun zum Regierungschef, der im März 1989 einen Befreiungskrieg gegen Syrien erklärte. Es kam zur Ausrufung einer moslemischen Gegenregierung und in der Syrien-Frage zum Bruch zwischen dem Maroniten Aoun und dem ebenfalls maronitischen Milizenführer Samir Geagea, was schwere Kämpfe zwischen den christlichen Forces Libanaises und den von Aoun befehligten christlichen Teilen der regulären Streitkräfte nach sich zog. Letztere wurden im Oktober 1990 von der anrückenden syrischen Armee vernichtend geschlagen. Bereits im Oktober 1989 war in Taif unter der Vermittlung von Saudi-Arabien ein Friedensabkommen unterzeichnet worden, das u.a. eine paritätische Sitzverteilung von Moslems und Christen im libanesischen Parlament vorsah. Nach Aouns Niederlage konnte das Abkommen in Kraft treten.
Der Bürgerkrieg forderte 90.000 Menschenleben, 115.000 Verletzte und 20.000 Vermisste. 800.000 Menschen flohen ins Ausland. Ein unter syrischem Druck geschlossener „Kooperationsvertrag“ im Mai 1991 machte den Libanon bis 2005 praktisch zum syrischen Protektorat.