Klöster und Konvente - Seite 4

 

Quannoubin

Inmitten einer grandiosen, fast wilden Natur beeindruckt das im 15. Jh. unterhalb von Blaouza begründete Kloster Qannoubin – Kennobin bedeutet auf Griechisch Kloster. Vom 15. bis 19. Jh. diente es als Residenz der maronitischen Patriarchen und gab diesem Teil des Tales seinen Namen. Die Klosterkirche, hineingebaut in eine Felsenvertiefung, ist ein Beispiel der Einfachheit und der Strenge. Sie wurde in den vergangenen beiden Jahrhunderten mit Fresken verschönt. Das bemerkenswerteste darunter stellt die Krönung der Jungfrau durch die Trinität dar und ist mit einer Inschrift in Altsyrisch versehen, entnommen einer Stelle aus dem Lied der Lieder: „Komm vom Libanon, meine Braut, und du wirst gekrönt.“ Das Fresko ist von großer Originalität und zeigt im unteren Teil neun Patriarchen in Ordens- und Priestertracht.

Im Nebengebäude nahe beim Konvent birgt die Kapelle der Hl. Marina die sterblichen Überreste von 18 maronitischen Patriarchen. Man sagt, dass die HI. Marina fälschlicherweise angeklagt worden wäre und hier eine lange und schmerzliche Buße erduldet hätte. Sie wurde später durch die spirituelle Patin des Tales zur Heiligen geweiht.

Hier sind Wandmalereien vor allem des 18./19. Jh. erhalten, darunter eine Marienkrönung (ein westlich-katholisches Element), der neun maronitische Patriarchen beiwohnen: Deir Qannoubin war von 1440-1790 Sitz des Oberhaupts der Maroniten. Bei dem mumifizierten Leichnam neben dem Eingang soll es sich um den Patriarchen Tiyan handeln, der Mitte des 19. Jh. starb.

Vor eine nahegelegene Grotte, wo die hl. Marina als Einsiedlerin ihr Leben verbracht haben soll, wurde eine Kapelle gebaut, welche die Gräber von achtzehn Patriarchen enthält (unter anderem Tiyans!). Marina ist eine der populärsten Heiligen der Maroniten; Höhlen, in denen sie gelebt haben soll, werden vielerorts gezeigt und verehrt.

 

Bzommar

In der Geschichte Armeniens waren die Klöster und Konvente zu vielen Zeiten oft die einzigen Schutz- und Zufluchtsstätten für ein Volk im Exil. Gleichzeitig wurde dort aber auch das nationale Erbe bewahrt. Das gilt auch für das Kloster Bzommar, neben dem in Jerusalem das einzige in einem arabischen Land und das den Libanon als Heimat gewählt hat. Der Konvent, 30 km von Beirut entfernt und 930 m ü.d.M. hoch gelegen, erfreut sich einer prominenten Lage auf einem bewaldeten Hügel, dessen Hänge zum Mittelmeer hinunter reichen. Das weiße Gebäude mit rotem Ziegeldach, großen Sälen und spitzbögigen Decken ist vor allem ein Ort der inneren Sammlung, gewidmet den Studien und der Andacht.

Der auf einem Kalksteinausläufer der Berge des Kesrouan gelegene Konvent war ursprünglich ein heidnischer Tempel, dessen Priester mit Trompeten die Gläubigen der umliegenden Dörfer an das einzuhaltende Opfer erinnerten.

1749 machte der Patriarch Abraham Peter I. Arzdivian diesen bewaldeten Hügel zum Amts- und Wohnsitz des armenisch-katholischen Patriarchen. Nach 1866 jedoch wurde der Sitz nach Konstantinopel verlegt. Die Dynamik der Äbte von Bzommar führte zu dauernden Vergrößerungen und Veränderungen. Die Kapelle des Klosters bewahrt das wunderbare Bild der Notre Dame des Douleurs (Unsere Liebe Frau der Schmerzen), das entweder dem berühmten Maler Raphaël Sanzio (1483-1521) oder dem nicht minder bekannten Maler Guerairo zugeschrieben wird. Die Verehrung der Notre Dame von Bzommar ist im Libanon und im Ausland weit verbreitet, hier sollen viele Wunder bewirkt worden sein.

Das Kloster bewahrt bis heute sein altes Gebäude und die alte Kapelle, in der sich wertvolle Reliquien aus der Heiligen Erde der Armenier befinden, darunter die Kniescheibe des Hl. Gregor, des Illuminators. Sorgsam bewacht der Konvent seinen Schatz – eine immense Zahl kostbarer Manuskripte armenischer und anderer Herkunft, vielfach mit hervorragenden Miniaturen illustriert. Die Bibliothek ist reich an okzidentalen und orientalischen Werken auf allen Gebieten des menschlichen Wissens. Dazu kommen Archive, deren Bestände viel Licht in die Geschichte des Mittleren Orients im Allgemeinen und des Libanon im Besonderen bringen könnten.

Kloster in Beit Meri


Kfinan

In dieser abgelegenen grünen Landschaft nahe Batroun liegen verstreut die Häuser von Kfifan, wo Nematallah Kassab al Hardini im Konvent in dieser kleinen Ansiedlung begraben ist. Der nach den Heiligen Cyprian und Justinian benannte Konvent wurde mit Sicherheit vor dem 17. Jh. erbaut. Im Jahre 1766 wurde dem Libanesischen Maronitenorden der Konvent übertragen, um hier eine hohe Schule für Theologie, Philosophie, Literatur und Rechtswissenschaft zu begründen. Zu den Schülern zählte auch Pater Al Hardini. 1810 geboren, trat Nematallah Kassab aI Hardini sehr früh das Noviziat an. Er legte im Alter von 20 Jahren im Konvent das Gelübde ab und erhielt 1835 die priesterlichen Weihen.

Sein Leben, von unbedingtem Gehorsam geprägt, war ein ununterbrochenes Gebet. Er brachte es zu glänzenden linguistischen Kenntnissen, besonders in Arabisch und Altsyrisch. Zu seinen Schülern zählte auch der Hl. Charbel. Nematallah Kassab al Hardini starb kaum 48-jährig am 14. Dezember 1858.