Bedeutung der Christlichen Stätten im Libanon
Als biblisches Land ist der Libanon unendlich reich an christlichen Kultstätten. Christen aller Konfessionen suchen und finden Frieden, Gelassenheit und Andacht in den Basiliken, Kathedralen, Kirchen, Kapellen, geweihten Stätten, Konventen, Klöstern wie auch in den Grotten, in die sich einst die Eremiten zurückgezogen haben.
Diese Stätten des christlichen Kultes mit ihren unvergänglichen Spuren sind zahlreich über das Land verstreut, das im Lied der Lieder besungen wird.
Im Lichte des östlichen Mittelmeer-Raumes, der Wiege der drei großen monotheistischen Religionen, bestehen Islam und Christentum in harmonischer Nachbarschaft. So entstanden im Libanon die Orte der Meditation, der Askese, der Begegnung mit dem Absoluten. An einigen Orten wird die Architektur von der Natur bestimmt – von den Menschen kaum verändert – , gleicher Maßen angemessen als Stätten der Annäherung an Gott und der Kontemplation. Sie stellen ein Charakteristikum des Libanon dar.
All jene Bauten sind wie große Bücher aus Stein, aus denen man die Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen lesen kann. Vor allem kann man die Kraft und das Feuer eines Glaubens, eines Vertrauens in Gott, eines Glaubensbekenntnisses erfahren.
Der Libanon wird allein im Alten Testament über 400 Male erwähnt, was schon seit den frühesten Zeiten Dichter und Denker inspirierte. Sie feiern diesen Flecken Erde als das Land von Milch und Honig, von Myrrhe und Weihrauch. Der Duft seiner Berge, Wasserfälle, Obstgärten, Weinberge und Küsten verbindet sanft das satte Grün der Natur mit dem tiefen Blau des Mittelmeeres – hier ist das Land, in dem Christus wandelte.
Die Heilige Schrift offenbart uns, dass Christus mehr als eine Weissagung aussprach und mehrere Wunder zwischen Tyros und Sidon wirkte, dessen erstes die Verwandlung von Wasser in Wein in Qana war. Jesus selbst hat die Bewohner von Tyros und Sidon ob ihres Glaubens gelobt, im Gegensatz zur offenkundigen Ungläubigkeit der Dörfer des orthodoxen Judäa. Die Pharisäer seiner Zeit erinnerte er an eine Episode aus dem Leben des Propheten Elias (* um 912 v. Chr. in Jordanien, entrückt nach 850 v. Chr. östlich von Jericho). In der Zeit einer Hungersnot wurde Elias von einer Witwe aus Sarafand wundersam versorgt – sie bereitete aus ihrer letzten Ration Mehl und Öl eine Mahlzeit, woraufhin sich die Vorräte stets erneuerten.
Die ersten christlichen Gemeinden gab es in der Epoche der Apostel, der heilige Paulus besuchte sie viele Male. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass Paulus auf seiner letzten Wanderung nach Jerusalem, wo er gefangen genommen wurde, durch Tyros kam.
Der Libanon, in dem die ersten Beweise des Glaubens und der christlichen Offenbarung erfolgten, ist zu Recht ein Land des Gebetes und der Andacht. Von Norden bis Süden, entlang der Küstenstrasse wie auch in der Bekaa-Ebene, finden sich zahlreiche christliche Kultstätten – sei es, dass sie in die Felsen der majestätischen Täler hinein gehauen sind oder uneinnehmbar auf den Höhen der Berge thronen. Ebenso finden sich bescheidene kleine Kirchen, mal in der Mulde eines Kiefernhaines, mal auf einem Hügel, im Schatten eines Olivenbaumes oder einer Eiche, bisweilen Seite an Seite mit einer Schule oder dem Minarett einer schönen Moschee oder geborgen unter einem Laubdach wie in Deir el-Qamar – friedliche und harmonische Kontraste, Zeugen dauerhaften Dialogs, Spiegelbild der alten Werte dieses Bodens. Hier werden die Grundbegriffe des Glaubens nie ihren Glanz verlieren: Respekt, Toleranz und Freundschaft, darüber hinaus wesentliche Züge einer multikonfessionellen Gesellschaft mit einem bemerkenswerten Sinne für Eintracht, Zusammenleben und Zusammengehörigkeit.
Mit soviel nachdrücklichem Zeugnis von der Ankunft des Christentums (wobei geschichtliche Tatsachen und fromme Legenden sich durchaus mischen) macht der Libanon im Lichte eines glanzvollen und intensiven Erbes den Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft im nunmehr dritten Jahrtausend unserer Zeitrechnung.
In den stolzen und majestätischen Bergen in Nordlibanon blickt das Christentum auf eine lange, fast zweitausendjährige Anwesenheit zurück, deren Geschichte mit zahllosen heiligen Orten und Stätten der Devotion übersät ist. Das Wadi Qadisha (semitisch = Heiliges Tal) zu Füßen von Bcharré, ist ein tiefer Einschnitt in die Berge mit steil abfallenden Felsen und reich an Wasser von der Schneeschmelze. Zahlreiche Grotten und von Felsen überdachte Zufluchtsorte sind hier wieder gefunden und großenteils neu belebt worden.
Mönche aller Konfessionen, selbst sufische Moslems zogen und ziehen sich hierher zurück, um ein Leben der Abgeschiedenheit, der Kontemplation und der Meditation zu führen. Die Gebete klingen hier in vielen Sprachen, so z.B. in Arabisch, Griechisch, Altsyrisch und Äthiopisch.