Qlailé: Die kleinste Moschee, die wir bis dato entdeckten. Beschrieben haben wir sie bereits bei „christliche Stätten“. Hier, am Grab von Marias Vater, zeigt sich, wie die großen Religionen miteinander verwoben sind – Maria wird im Koran deutlich häufiger erwähnt als in der Bibel.
Für viele Christen ist es kaum zu glauben, dass Maria im Koran mehr „Zuwendung“ als in der Bibel bekommt. Von den 114 Suren, in die der Koran eingeteilt ist, sind allein Maria und ihrer Sippe, die im Koran je nach Übersetzung „Imran“ oder „Amran“ heißt, jeweils eine eigene, vollständige Sure gewidmet (Sure 19, „Meryem“; Sure 3, „Al-i Imrân“). Dazu kommen noch einzelne andere Abschnitte.
Im Neuen Testament hingegen wird von Maria vor allem im Zusammenhang mit der „Kindheitsgeschichte“ (bei Matthäus und Lukas), zu Beginn des Wirkens Jesu (Hochzeit von Kana, Jesus und seine Familie) und unter dem Kreuz (besonders bei Johannes) sowie beim Pfingstereignis (Apostelgeschichte) relativ kurz berichtet. Insgesamt wird ihr also im Koran wesentlich mehr Platz eingeräumt als in der Bibel.
Laut Koran wurde Maria noch vor ihrer Geburt Gott geweiht und dann zur Erziehung dem Zacharias übergeben, der zu den Rechtschaffenen zählt. Auch im Koran steht geschrieben, dass Maria Jesus aufgrund des Willens Gottes empfing. So ist die so genannte „Jungfrauengeburt“ für Muslime kein Thema, denn die Geburt eines Propheten ist an sich wunderbar. Auch sagten ihr die Engel, dass ihr Sohn Jesus heißen werde, je nach Sure auch mit Hoheitstiteln. In den medinensischen Suren lesen wir von „Mesih Isa“: „Der Messias Jesus, der Sohn der Maria...“
Der Koran hat also kein Problem, Jesus den Hoheitstitel „Messias“ zu geben. Gleichzeitig stellt er aber klar, dass der Messias nicht Gott ist und es keine Dreifaltigkeit gibt.
Meryem bzw. Maryam ist ein Name, den Muslime ihren Töchtern sehr gerne geben.