Der Libanon gehört zu den ältesten Weinanbaugebieten der Welt. Ausgrabungen in der antiken Stadt Byblos brachten 5.000 Jahre alte Reben hervor. Seit dieser Zeit muss es hier eine Weinbau-Kultur gegeben haben. In der Antike gehörte das Gebiet des heutigen Libanon zum historischen Kaanan, das im Alten Testament als das phönizische „Land des roten Purpurs“ (die Phönizier sind nach Phoinix benannt, dem griechischen Wort für Purpur) bekannt war. Im Kanaan verwandelte Jesus Wasser in Wein. Die ersten Reben zur Weinerzeugung wurden von phönizischen Händlern aus dem südlichen Kaukasus und Anatolien ins Land gebracht. Es handelte sich wahrscheinlich um die Vitis vinifera pontica, eine mutmaßliche Vorgängerin der Chardonnay-Rebe.
Die polyglotten und geschäftstüchtigen Phönizier unterhielten die wichtigsten Warenumschlagplätze der damaligen Zeit – in ihren Häfen Beirut, Byblos, Sidon und Tyros trafen nämlich die Weihrauch- und später auch die Seidenstraße auf die Schiffsrouten des Mittelmeers. Wein spielte eine wichtige Rolle in der phönizischen Religion. Die Römer errichteten zu Ehren von Bacchus, dem Weingott, im 2. Jh. n. Chr. einen Tempel in Baalbek, der heute noch existiert. In der Tat hat der großartige Tempel von Heliopolis viele Schilderungen über den Weinanbau und den Weinkonsum. Genesis 14:18 erwähnt, dass der phönizische König Melchizedek Abraham Brot und Wein gab und Hosea 14:8 deutet darauf hin, dass „sein Ruhm so sein soll wie der Wein aus dem Libanon“.
Nach der Eroberung der Region durch die Muslime im 7. Jh. kam es zu Beschränkungen für die Winzer, so dass der Weinbau nur noch von Juden und vor allem Christen weiterbetrieben wurde. Bis in das Mittelalter waren die süßen Weine aus den Städten Tyros (heute Sur) und Sidon (heute Saida) sehr beliebt. Venezianische Kaufleute exportierten sie in alle europäischen Länder. Nach den Eroberungen der Osmanen im 13. Jh. und besonders durch das Alkoholverbot des osmanischen Sultans Murad IV. Anfang des 16. Jh. waren es vor allem die christlichen Klöster, die sich um die Kultivierung der Reben bemühten, auch um den für das Abendmahl benötigten Messwein zu erzeugen. Bis in das 19. Jahrhundert hinein wurden der Weinbau und die Weinproduktion in geringem Umfang nach antiken Methoden betrieben.
Unter dem zunehmenden Einfluss der Franzosen (Frankreich erzwingt zum Schutz der Christen die Ausrufung der autonomen Provinz Mont Liban) haben 1857 einige Jesuitenmönche den neuzeitlichen Weinbau eingeläutet, indem sie erste Rebberge anlegten und riesige Weinkeller bauten. Sie nannten ihr Gut Ksara, nach einer ehemaligen Festung aus der Zeit der Kreuzritter. 1868 gründete der französische Ingenieur Eugène Francois Brun das Weingut Domaine des Tourelles. Während der französischen Mandatszeit zwischen den Weltkriegen stieg die Nachfrage nach Wein und es kam zur Gründung von Château Nakad. 1930 gründete Gaston Hochar dann Château Musar.
Bis zu Beginn der 1980er Jahre war die Nachfrage nach Wein im Libanon – vor allem unter der westlich orientierten christlichen Bevölkerung, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung 50% betrug – sehr hoch. Mit Beginn des Bürgerkrieges ging der Konsum jedoch schlagartig zurück, und die meisten Weinberge wurden zerstört – mit einer Ausnahme: Château Musar musste nur in den Jahren 1976 und 1984 auf die Ernte verzichten. Nach Ende des Krieges konnte sich die Weinwirtschaft wieder erholen und die internationalen Erfolge der Legende Château Musar forderte die Konkurrenz heraus. In den 1990er Jahren wurde viel Geld in die Modernisierung der Weingüter investiert. Gleichzeitig machen sich seitdem eine Reihe neuer innovativer Boutique-Weingüter daran, diese Weinregion, die bereits heute zu den interessantesten der Welt zählt, noch vielfältiger zu gestalten
Union Vinicole du Liban (UVL)
Der Verband der libanesischen Weinproduzenten wurde 1997 gegründet, ein Jahr nachdem der Libanon Mitglied des OIV (Office International de la Vigne et du Vin) wurde. Das Ziel der UVL ist, das Image des Libanon als Wein produzierendes Land zu konsolidieren und auszubauen sowie das Potenzial zu fördern.
Quelle: Le Marché du Levant